FRÜHKINDLICHER AUTISMUS

Nach heutigem Kenntnisstand liegt ein Frühkindlicher Autismus vor, wenn sich folgende qualitativen Beeinträchtigungen zeigen:

  • Mangel an sozial-emotionaler Regulation, Unfähigkeit zur Empathie, Emotionen werden kognitiv gesteuert
  • Unfähigkeit, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzunehmen, mit gemeinsamen Interessen, Aktivitäten; kein soziales Interaktionsspiel
  • Unfähigkeit, Blickkontakt, Mimik, Gestik zur Regulation sozialer Interaktionen zu verwenden

Autistische Kinder, Jugendliche, Erwachsene weisen eine hohe Selbstbezogenheit auf. Sie sehen ihre Welt durch eine „autistische Brille“ und sind fokussiert auf Ihre Bedürfnisse. Sie können sich nicht in die Vorstellungswelt, Gefühle des Interaktionspartners einschwingen, ein Perspektivenwechsel ist nicht möglich. Selbst zu den engsten Bezugspersonen können sie keine gegenseitige Beziehung aufnehmen. Entweder ziehen sie sich in ihre autistische Eigenwelt zurück oder zeigen eine wahllose Kontaktaufnahme. Sie können ihre Handlungsmuster nicht an soziale Normen, Regeln anpassen. Auf Verbote reagieren sie oft mit Wutanfällen, Fremd- und Selbstaggressionen. Autistische Kinder / Jugendliche wünschen sich Kontakt zu anderen Menschen, sie wissen aber nicht, wie sie die Kontaktaufnahme gestalten sollen. Sie spielen nicht wie andere Kinder, zeigen kein Interesse an Symbol- und Rollenspielen, sondern benutzen Spielzeuge oft auf zweckentfremdete Art. Sie teilen nicht die Interessen Gleichaltriger, sind oft fokussiert auf Spezialinteressen, wodurch sie auf ihre Mitmenschen sonderlich wirken.

  • Unfähigkeit zur interaktiven Kommunikation
  • Keine Kompensationsversuche, fehlende Sprache durch Gestik, Mimik zu ersetzen
  • Stereotype, repetitive Verwendung von Sprache, Echolalien, Neologismen

Viele autistische Menschen sprechen nicht oder entwickeln eine eigene Sprache in Form von Monologen, angereichert mit prompten oder verzögerten Echolalien, Wortneuschöpfungen, ohne diese Sprache in einem interaktiven Dialog einzusetzen. Sie können nicht ihre mangelnden Sprachkompetenzen durch den Einsatz von Mimik, Gestik ausgleichen. Zudem zeigen sie Schwierigkeiten im Sprachverständnis, verstehen viele Aussagen ihrer Mitmenschen wortwörtlich, missverstehen Witze und Ironie. Aufgrund dessen kommt es zu häufigen Missverständnissen sowohl bei den Autisten als auch bei den Interaktionspartnern. Viele autistische Menschen fühlen sich missverstanden und reagieren mit Fremd- oder Selbstverletzungen. Die Bezugspersonen fühlen sich völlig überfordert, ihre autistischen Familienmitglieder zu verstehen.

  • Stereotype, repetitive motorische / sprachliche Manierismen
  • Zwanghaftes Haften an nicht funktionalen Handlungen / Ritualen, Veränderungsängste
  • Stereotype und begrenzte Interessen
  • Hyper- oder Hyposensibilität für sensorische Reize, ungewöhnliches Interesse an sensorischen Aspekten der Umgebung / von Spielmaterial

Viele autistische Kinder, Jugendliche und Erwachsene bestehen zwanghaft auf bestimmten Alltagsstrukturen, Ritualen oder Ordnungssystemen. Sie dienen ihnen zur Orientierung in ihrer personalen und dinglichen Umwelt. Veränderungen jeglicher Art können sie völlig verunsichern und zu heftigsten Irritationen und Aggressionen führen. Sie sind oft fixiert auf bestimmte Interessen, z.B. das Sammeln von Gegenständen oder interessieren sich ausschließlich für bestimmte Themen, z.B. Meerestiere, Dinos, Einhörner, Bahnstrecken etc. Daneben beschäftigen sie sich oft mit den nicht funktionalen Elementen von Spielmaterial, z.B. der Oberflächenstruktur, dem Geruch, das mit ihnen erzeugte Geräusch, Lichtreflexe etc. Gerne und oft verwenden sie motorische und sprachliche Manierismen wie Handwedeln, Hand- und Fingerschlagen, Floskelsprache.
Ihr rigides Verhalten manifestiert sich auch häufig in einem sehr eingeschränkten Essverhalten. Sie essen nur ausgewählte Speisen, die z.B. in einer ganz bestimmten Art und Weise zubereitet oder auf dem Teller arrangiert sein müssen.

Die kognitiven Fähigkeiten bei Menschen mit einem Frühkindlichen Autismus sind different. Oft liegt eine geistige Behinderung vor, teils Lernbehinderungen. Einige zeigen eine normale intellektuelle Begabung; in diesem Fall spricht man von einem „High-Functioning-Autismus“.

Systematische Studien zum Verlauf des Frühkindlichen Autismus sind rar; entsprechend basieren die Aussagen zum Verlauf oft auf retrospektiven Studien. Allgemein geht man heute davon aus, dass eine Früherkennung des Frühkindlichen Autismus im Alter von 2 – 3 Jahren möglich ist.

Die ersten Symptome werden von Eltern schon im 1. Lebensjahr berichtet:

  • Schreiverhalten ist anders, kein Signalcharakter
  • Verzögertes bzw. ausbleibendes soziales Lächeln
  • Nimmt keinen Blickkontakt auf, keine gemeinsame Aufmerksamkeit (Joint Attention)
  • Kein reziprokes Brabbeln, fehlende verbale und nonverbale Kommunikation
  • Gleichgültig gegenüber körperlicher Zuwendung
  • Schlaf- und Essverhalten gestört
  • Abnorme Reaktion auf Außenreize, sehr reizbar und irritierbar

Problem:
Diese Auffälligkeiten können auch bei Kindern mit u.a. Entwicklungsstörungen und Intelligenzminderungen auftreten!

Systematische Studien zum Verlauf des Frühkindlichen Autismus sind rar; entsprechend basieren die Aussagen zum Verlauf oft auf retrospektiven Studien. Allgemein geht man heute davon aus, dass eine Früherkennung des Frühkindlichen Autismus im Alter von 2 – 3 Jahren möglich ist.

Die ersten Symptome werden von Eltern schon im 1. Lebensjahr berichtet:

  • Schreiverhalten ist anders, kein Signalcharakter
  • Verzögertes bzw. ausbleibendes soziales Lächeln
  • Nimmt keinen Blickkontakt auf, keine gemeinsame Aufmerksamkeit (Joint Attention)
  • Kein reziprokes Brabbeln, fehlende verbale und nonverbale Kommunikation
  • Gleichgültig gegenüber körperlicher Zuwendung
  • Schlaf- und Essverhalten gestört
  • Abnorme Reaktion auf Außenreize, sehr reizbar und irritierbar

Problem:
Diese Auffälligkeiten können auch bei Kindern mit u.a. Entwicklungsstörungen und Intelligenzminderungen auftreten!

Wesentliche Symptome im 2. und 3. Lebensjahr sind:

  • Gleichgültigkeit gegenüber sozialen Kontakten, insb. gegenüber anderen Kindern
  • Keine Entwicklung von gemeinsamer Aufmerksamkeit (triangulärer Blickkontakt, Verständnis und Einsatz der Zeigegeste, Intention die Aufmerksamkeit des Interaktionspartners steuern zu wollen, Turn-Taking-Spiele)
  • Keine bzw. sehr verzögerte Reaktion auf den eigenen Namen
  • Führt Erwachsene an der Hand, um seine Wünsche auszudrücken
  • Sprachprobleme, Echolalien, Pronomenumkehr, keine Kompensation durch Gestik, Mimik, keine Koordination der verschiedenen Kommunikationskanäle (Blickkontakt, Mimik, Gestik, Vokalisation), ungewöhnliche Intonation, Prosodie der Stimme, Auffälligkeiten im u.a. metaphorischen Sprachverständnis
  • Dominanz von Funktions- und Konstruktionsspielen, wenig Variation in den Spielhandlungen, keine Entwicklung von Symbol- und Interaktionsspielen, zwanghaftes Festhalten an bestimmten Spielabläufen
  • Repetitive motorische Verhaltensweisen und Manierismen
  • Hypo- und Hypersensibilität bei verschiedenen sensorischen Reizen, Schlaf- / Essprobleme

grafik-fk-autismus

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Während des Vorschulalters (4 – 6 Jahre) treten die Autismus-spezifischen Symptome, wie sie in den diagnostischen Kriterien der ICD 10 / DSM IV beschrieben sind, auf. Prognostisch entscheidend ist für eine positive Gesamtentwicklung, inwieweit das Kind bis zum Alter von 5 – 6 Jahren ein bestimmtes Sprachniveau erlangt hat und welches intellektuelle Entwicklungsniveau vorliegt.
Bis zur Pubertät zeigen sich ähnliche Symptome, teils in leichter Abmilderung als im Vorschulalter.

Während des Jugendlichen- und Erwachsenenalters zeigen sich sehr differente Verläufe. Viele Jugendliche beginnen, ihr Anderssein zu erkennen, Autonomiebestrebungen zu erleben, reagieren aber oft auf die körperlichen und diffus erlebten psychischen Veränderungen der Pubertät mit Auto- und Fremdaggressionen. Nur die wenigsten sind zu einem eigenständigen, erfüllten Leben in der Lage. Viele entwickeln zusätzliche affektive Störungen und bedürfen, analog zur intellektuellen Behinderung, der besonderen Betreuung.

Durch gezielte, frühzeitige Therapiemaßnahmen lässt sich die Lebensqualität des autistischen Menschen und seiner Bezugssysteme entscheidend positiv beeinflussen.

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